Der erträumte Orient

Veranstalter
Jüdisches Museum Berlin
Veranstaltungsort
W. M. Blumenthal Akademie, Klaus Mangold Auditorium Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1
PLZ
10969
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
23.01.2024 - 06.03.2024
Von
Sascha Perkins, Stiftung Jüdisches Museum Berlin

Die Reihe mit sechs Veranstaltungen führt vom 18. Jahrhundert in die Gegenwart und trifft auf unterschiedliche Biografien, Filme, Fotografien, Texte und Kunstobjekte.

Der erträumte Orient

Die Lecture Series „Der erträumte Orient“ öffnet den Blick für deutsch-jüdische und israelische Perspektiven auf den Begriff „Orient“ und erschließt seine widersprüchlichen Phantasien und Realitäten innerhalb der jüdischen Erfahrungswelten der Moderne.

Programm

Di, 23. Jan 2024, 19 Uhr
Eine Zeitmaschine aus Glas – E.M. Liliens Ausblick auf den hebräischen Orient in „Moses (Entwurf für ein Glasfenster)“

Im vierten Vortrag der Lecture Series führt die Kuratorin Shelley Harten (JMB) durch die vergangenen Zukunftsvisionen eines hebräischen Orients, wie ihn sich der jüdisch-galizische Künstler Ephraim Moses Lilien vorstellte.
Anhand Liliens Zeichnung „Moses (Entwurf für ein Glasfenster)“, die sich in der Sammlung des JMB befindet, begibt sich Shelley Harten auf eine Zeitreise mit verschiedenen Destinationen: Die Reise beginnt 1904, im Entstehungsjahr der Zeichnung, führt zurück in die mythologisch-biblische Vergangenheit, wie sie von E.M. Lilien imaginiert wurde, und schließlich – mit einem Abstecher in die nahe Zukunft, zur Gründung der Bezalel Kunsthochschule in Jerusalem – zur Hoffnung eines hebräischen Orients.
Dr. Shelley Harten ist Kuratorin für zeitgenössische und moderne Kunst und Geschichte im Jüdischen Museum Berlin. Dort kuratierte sie die Ausstellungen „Rehearsing the Spectacle of Spectres“ (2023), „Maya Schweizer: Sans Histoire“ (2023), „Paris Magnétique. 1905–1940“ (2023) und „Yael Bartana – Redemption Now“ (2021). Für die 59. Venedig-Biennale 2022 kuratierte sie den israelischen Pavillon mit „Queendom“, einer Ausstellung von Ilit Azoulay.

Mi, 14. Feb 2024, 19 Uhr
Der Traum vom jüdisch-arabischen Orient. Der Unterhaltungsschriftsteller M. Y. Ben-Gavriel

Im fünften Vortrag der Lecture Series spricht Sebastian Schirrmeister über das literarische Wirken des Schriftstellers Eugen Höflich, der sich nach seinem Umzug nach Jerusalem im Jahr 1927 Ya‘akov Ben-Gavriêl nannte. Unter diesem Namen wird er nach dem Zweiten Weltkrieg beim deutschsprachigen Publikum als Unterhaltungsschriftsteller populär. Seine humorvollen Geschichten vom Bürger Mahaschavi, vom großen Osman oder der Detektivin Thamar Dor zeichnen ein eigenwilliges und liebevolles Bild von einem Orient, wo vieles möglich scheint – sofern sich der Westen nicht einmischt.
Eugen Höflich, geboren 1891 in Wien, erlebt den Ersten Weltkrieg als jüdisch-österreichischer Offizier im Nahen Osten. In Jerusalem sieht er Grausamkeit, Korruption und das Elend der örtlichen Bevölkerung. Zurück in Europa beginnt er zu schreiben und von einem neuen Orient zu träumen. Nach den Schrecken des großen Krieges sieht er dort eine letzte „Möglichkeit zur Menschlichkeit“: Juden und Araber, alle Völker Asiens, vereint im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung.
Dr. phil. Sebastian Schirrmeister ist Literaturwissenschaftler und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg. Er studierte Jüdische Studien und Germanistik in Potsdam und promovierte in Hamburg. Fellowships u.a. in Haifa, Jerusalem und Göttingen. Sebastian Schirrmeister ist Autor von „Begegnung auf fremder Erde. Verschränkungen deutsch- und hebräischsprachiger Literatur in Palästina/Israel nach 1933“.

Mi, 6. Mär 2024, 19 Uhr
The Unorthodox. Ein Spielfilm über die Gründung der Shas-Partei
Filmvorführung und Gespräch

Die letzte Veranstaltung der Lecture Series widmet sich einem Ausschnitt der Geschichte der sephardischen und misrachischen Jüdinnen:Juden Israels: Inspiriert von der Gründungsgeschichte der israelischen Shas-Partei, erzählt Eliran Malka in seinem ersten Spielfilm „The Unorthodox“, wie Yaakov Cohen, ein einfacher Mann und Besitzer einer kleinen Druckerei, für die Rechte der sephardisch/misrachisch-ultraorthodoxen Gemeinschaft in Israel kämpft.
Es ist das Jahr 1983 und Yaakov Cohen ist es leid, herumgeschubst zu werden. Es scheint, dass er mit dem falschen Familiennamen geboren wurde. Cohen beschließt, eine sephardisch/misrachisch-ultraorthodoxe Liste zu gründen, die bei der Jerusalemer Stadtverwaltung kandidieren soll. Gemeinsam mit zwei Freunden improvisiert er eine Kampagne – ohne Geld und ohne Verbindungen, aber mit viel Leidenschaft und Sinn für Gerechtigkeit.
Im Anschluss an den Film gibt es ein Gespräch mit Omar Kamil (LMU München) und Daniel Wildmann (JMB).
Prof. Dr. Omar Kamil ist zurzeit Gastprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören jüdische Lebenswelten in arabisch-islamischen Gesellschaften, Mizrahim in Israel, jüdisch-islamische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart sowie Antisemitismus und Kolonialismus in der Postmigrationsgesellschaft. Er ist Autor von „Die Araber und der Holocaust. Eine Diskursgeschichte“ (2012) und „Arabische Juden in Israel. Geschichte und Ideologie von Ben Gurion bis Ovadia Yosef“ (2008).
Dr. Daniel Wildmann ist Programmleiter der W. Michael Blumenthal Akademie.

https://www.jmberlin.de/lecture-series-orient-2023-24